FKT-Fieber: Im Gespräch mit Robert Wolf

Der Donauberglandweg, der Malerweg, die Saale Horizontale und der Urwaldsteig Edersee! Das sind die FKT-Strecken auf denen Robert Wolf die Bestzeit auf MYVIRTUALTRAIL hält. Insgesamt 320 Kilometer Trail-Strecke hat er schon zurückgelegt und damit satte 480 Punkte gesammelt, die ihm unangefochten den ersten Platz in der FKT-Jahresbestenliste sichern. Höchste Zeit, dass  uns der frisch gebackenen Familienvater aus Dresden Rede und Antwort steht. Ein Gespräch mit jemandem, der 2020 bei Wettkämpfen groß durchstarten wollte und nach deren Absage vom „FKT-Virus“ gepackt wurde.

Hallo Robert, zuallererst zu deinem Background: Wie bist du zum Laufen gekommen? Seit wann läufst du? Und warum Ultra?

Ich komme vom Radsport und bin viele Jahre in meiner Jugend MTB-Rennen gefahren. Irgendwann wollte ich mal unbedingt einen Marathon laufen und habe dann angefangen neben dem Radfahren auch Laufen zu trainieren. 2007 folgte der erste Marathon. Bis zu meinem ersten Ultra dauerte es dann noch bis 2013. Kurz vor meinem 30. Geburtstag lief ich den Rennsteiglauf. Hier habe ich gemerkt, dass mir besonders die langen Dinger gut liegen. Wegen Hausbau und anderer Nebenschauplätzen war aber dann erst mal Ruhe mit laufen, bis ich 2018 im Sommer wieder angefangen habe zu trainieren und dieses Mal richtig Blut geleckt hatte. Ich habe Training und Ernährung umgestellt, viel gelesen und vor allem Euer Trail Magazin hat mich immer weiter weg von der Straße rein ins Gelände und die Berge verführt.

Was war dein Plan für 2020 und wie bist du bei MyVirtual Trail gelandet?

Die Saison 2020 sollte die letzte vor der Geburt meiner Tochter werden und ich hatte viele Wettkämpfe geplant (ZUT, Karwendelmarsch, Eiger Ultratrail …) und dementsprechend den Winter richtig gut trainiert. Leider ist durch Covid alles ins Wasser gefallen und so habe ich meine eigenen Laufprojekte gebaut. Los ging es mit einem 100 Kilometer Lauf im Mai in der Lockdown Phase in guten 8 Stunden. Danach bin ich virtuell Rennsteig und Karwendelmarsch gerannt und habe viele schöne Touren in die Alpen gemacht (Mont Blanc Region, Zermatt, Zugspitze, Karwendelspitze, Watzmann etc.) Das hat mega Spaß gemacht, mich fit gehalten und die Traurigkeit über die ganzen abgesagten Läufe vergessen lassen. Auch im Schwarzwald war ich und bin zwei Tage schöne lange Läufe rund um den Feldberg gelaufen. Am Abend bin ich dann auf My Virtual Trail gestossen und so dachte ich mir: Wenn du schon mal hier bist, dann kannst du ja auch gleich mal den Donauberglandweg in Angriff nehmen. Ich war zwar noch ganz schön Platt vom Vorprogramm, aber die Strecke war super und dann hatte mich das Virus gepackt und den Rest der Geschichte kennt ihr ja.

MyVirtualTrail ist erst seit gut 5 Wochen on air und du bist insgesamt schon 320 Kilometer auf den Strecken von MVT gelaufen- und das alles andere als langsam. Die FKT-Jahresbestenliste führst du damit unangefochten an. Wie motivierst du dich? Was gefällt dir besonders an MyVirtual Trail?

Meine Motivation kommt irgendwie von innen. Ich habe einfach fast jeden Tag Lust zu laufen und vor allem weit, zügig und wenn es geht in schöner Natur mit ein paar Bergen. Ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich z.B. einen Berg hoch flitze und dann oben angekommen bin und die Aussicht genieße. Bei jedem langen Lauf kommen mir dann schon die nächsten Ideen für neue Strecken, Projekte etc. Manchmal wird es dann ein bisschen viel bzw. die Zeit zu wenig. Genau so ist es für mich auch bei My Virtual Trail. Ich laufe eine Strecke und habe auf der Rückfahrt nach Haus schon die nächste Idee… und die muss dann auch so schnell wie möglich umgesetzt werden. So war auch mein Ziel bis zur Geburt unserer kleinen Tochter alle langen FKT-Strecken einmal gelaufen zu sein, was ich ja geschafft habe.

Bei My Virtual Trail gefällt mir besonders, dass ihr es geschafft habt eine richtig starke Antwort auf eine wettkampfarme Saison zu liefern. Hier kann jeder so laufen wie er mag (die einen auf Ankommen oder eine persönliche Bestzeit, während die anderen den FKTs hinterher hecheln). Das finde ich super. Auch, dass in fast jeder Ecke Deutschlands zumindest mal eine Strecke schnell zu erreichen ist, gefällt mir. So kann jeder mit seiner „Hausstrecke“ starten und wenn er Spaß daran findet, gehts weiter auf Reisen um neue schöne Flecken zu erkunden. Ich wäre sonst wahrscheinlich nie auf den Urwaldsteig am Edersee gekommen. Genauso wie die Saale-Horizontale, eine wunderbare Strecke, die man auch sehr gut mit dem Zug aus allen Ecken Deutschlands erreicht (Ziel ist direkt in der Innenstadt Jenas). 

Gibt es eine Strecke die es dir besonders angetan hat? Oder die besonders hart war?

Spaß gemacht haben mir alle. Jede Strecke hatte Ihre Reize. Am schönsten fand ich aber den Malerweg durch das Elbsandsteingebirge mit seiner Länge und den vielen Höhenmetern. Aber es war natürlich auch die Härteste. Ein richtiges Brett. Die letzten 10 Kilometer der Saale Horizontale waren auch hart, da ich mal wieder wenig Pause vorher eingeplant hatte. Da fehlten dann hinten raus etwas die Körner. Da war ich dann richtig froh es dennoch unter 7 Stunden geschafft zu haben.

Bereitest du deinen Lauf vor (Kartenstudium?)?  Wie navigierst du unterwegs? Hast du diesbezüglich Tipps für weniger erfahrene Läufer?

Zur Vorbereitung halte ich mich an eure Seite. Da ist Strecke und Höhenprofil sehr gut abgebildet und auch beschrieben. Das reicht mir eigentlich aus. Trotzdem lade ich mir die Strecke auf meine Garminuhr. Das gibt mir einfach Sicherheit und hilft mir persönlich sehr bei der Koordination. Wichtig ist auf jedenfall, wenn man sich an einer Kreuzung nicht sicher ist bzw. einem das Gefühl einholt, dass man irgendwo falsch abgebogen sein könnte, noch einmal die Karte (Handy oder Uhr) zu Rate zu ziehen, bevor man stur weiter läuft. Fünf Minuten mehr Zeit für Navigation investieren ist deutlich effizienter als zwei bis drei Kilometer in die falsche Richtung zu rennen. Das musste ich aber auch erst lernen. 🙂

Ansonsten sollte man sich einen Plan über die Versorgung und die Beladung des Laufrucksacks machen. Wo es noch sehr warm war, lag da der Schwerpunkt bei mir vor allem auf ausreichend Flüssigkeit. Auch empfiehlt es sich die Energiezufuhr sinnvoll am Streckenverlauf auszurichten. Ich fahre sehr gut damit immer schön regelmäßig an vorher festgelegten Punkten kleinere Mengen zu essen und dann für den Notfall noch ein zwei Gels dabei zu haben.

Zu guter Letzt: Wir haben das Gefühl du bist noch nicht am Ende? Gibt es eine Strecke, die du unbedingt noch laufen willst?

Die langen Dinger bin ich ja jetzt alle gelaufen. Vielleicht versuche ich auf der einen oder anderen Strecke noch mal die Zeit zu verbessern. Am Ende bin ich auf jeden Fall noch nicht. Ihr habt mich mit eurer Streckenauswahl massiv gepackt! Spitzing Skyrace und die Nagelflukette reizen mich natürlich auch noch. Hoffen wir mal, dass das Wetter noch ein paar schöne milde Tage liefert.

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